Wittelsbacher Gymnasium München

Das Fach Griechisch

Was bietet Griechisch?

Mythologie

Die Götter der Griechen sind seltsame Gestalten. Nehmen wir z.B. Zeus. Bei seiner Geburt wäre er fast von seinem Vater Kronos gefressen worden – hätte ihn seine Mutter Rhea nicht rechtzeitig gegen einen in Windeln gewickelten Stein ausgetauscht. Jahre später bestraft Zeus seinen Vater, indem er ihn in den Tartaros wirft und nun selbst die Herrschaft im Olymp übernimmt. Verheiratet ist er mit Hera, der Beschützerin der Ehe. Oft betrügt Zeus seine Frau mit anderen Göttinnen und wird so zum “Vater der Götter und Menschen”, wie sein Titel beim Dichter Homer lautet.

Zeus war kein Vorbild für die Menschen. Schon bald kritisierte der Philosoph Xenophanes: “Alles haben Homer und Hesiod den Göttern angehängt, was bei den Menschen als Schimpf und Schande gilt: stehlen, ehebrechen und einander betrügen”. Und Heraklit würde Homer am liebsten bestrafen: “Homer hat es verdient, aus den Wettkämpfe ausgeschlossen zu werden und Schläge zu erhalten.”

Unter dem Einfluss der Philosophen wandelt sich mit der Zeit die Vorstellung, die die Griechen von ihren Göttern hatten. Die alten Geschichten behielten dennoch ihre Anziehungskraft und inspirierten Künstler bis in unsere Zeit.

Dichtung und Geschichtsschreibung

Als Odysseus Polyphem und Kalypso glücklich entronnen ist, steht er in Ithaka vor dem schwierigsten seiner Abenteuer. Wie soll er ohne fremde Hilfe gegen die Übermacht junger Adeliger, die sein Haus besetzt halten, den Thron zurückerobern und das Vertrauen der Penelope zurückgewinnen?

Der Listige besteht auch diese letzte Probe, wie uns Homer in der “Odyssee” erzählt.

Die Odyssee ist nicht nur spannend, sie ist auch gut geschrieben. Viele der Erzähltechniken, die Homer anwendet, verwenden auch seine späten Nachfahren, die Romanautoren der Gegenwart.

Ist der sprichwörtlich reiche und mächtige Lyderkönig Kroisos wirklich der Glücklichste, wie er selbst glaubt? Der weitgereiste athenische Politiker Solon hat da seine Zweifel, wie wir bei Herodot lesen, dem Erfinder der Geschichtsschreibung.

Naturwissenschaften und Philosophie

Die Anfänge der Naturwissenschaften werden bei den Griechen gelegt. So fragt Thales von Milet, der erste Physiker, was eigentlich der Urstoff ist, der allem Sichtbaren zugrundeliegt, und er erkennt: es ist Wasser, H2O. Wie sonst könnte aus dem Nilschlamm Leben entstehen?

Auch Erdbeben kann Thales erklären: Die Erdscheibe schwimmt auf Wasser, und wenn die See rau wird, gerät das Erdenschiff ins Schlingern…

Das soll Physik sein? Das ist Physik, denn Thales verwendet für seine Erklärung von Naturerscheinungen genau die Vorgehensweise, auf die sich auch ein moderner Physiker stützt: er stellt Beobachtungen an und ordnet diese in eine nachprüfbare Theorie ein.

Poseidon, der mit seinem Dreizack die Erde zum Beben bringt, hat als “Erderschütterer” ausgedient. Nicht Überprüfbares kann nicht Teil einer wissenschaftlichen Theorie sein.

Der Mensch im Mittelpunkt

Sokrates lenkt das “Erkenntnisstreben” (das ist die Übersetzung des Worts “Philosophie”) auf den Menschen und die Frage, wie man leben soll. Unermüdlich nötigt er seine Gesprächspartner, Auskunft zu geben über die Art und Weise, wie sie bisher gelebt haben, denn er ist der Überzeugung: “Das ungeprüfte Leben ist nicht lebenswert”.

Den Athenern geht der unbequeme Mahner so auf die Nerven, dass sie den Mann, der “der Gerechteste von allen” (Platon) war, mit 70 Jahren vor Gericht stellen. Nun muss Sokrates selbst seine Lebensweise rechtfertigen.

Ob seine Überzeugungen auch heute noch tragfähig sind, das kannst Du bei der Lektüre der “Verteidigungsrede des Sokrates” überprüfen.

Griechisch: Was nützt mir das?

Diskussion aktueller Fragen

Die Glücksformel – Wir prüfen die Antworten, die Solon und andere geben.

Soll man sich an Gesetze halten? Der Starke wird doch von ihnen nur behindert, sagt Kallikles. – Stimmt das?

Darf man Widerstand gegen den Staat leisten? Man muss es sogar manchmal, sagt Antigone. Keineswegs, sagt Kreon.

Hat ein Staat, nur weil er mächtiger ist, das Recht, einen anderen Staat angreifen? Ja, sagen die Athener, nein die Bewohner der Insel Melos.

Bedeutung für Schule, Universität und Beruf

Weil wir beim Übersetzen Griechisch und Deutsch vergleichen, lernst Du in beiden Sprachen viel dazu. Ein gutes Deutsch ist sicher mit entscheidend für Deine Leistungen, wenn Du Referate hältst oder Aufsätze schreibst.

Griechisch hilft Dir, Fremdwörter zu verstehen. Wörter wie Archäologie, Mikroskop , Mikrochip, Ökologie, Politik, Technik, Telefon sind für einen Griechen durchschaubar. Daher sind Griechischkenntnisse für alle Studienfächer nützlich, da sie das Verstehen der Fachwörter wesentlich erleichtern.

Altgriechisch ist eine sehr gute Basis für das Erlernen des Neugriechischen. 95 % des altgriechischen Wortschatzes lebt in der neugriechischen Sprache fort.

Ist die Schrift schwierig?

Die Griechen haben im 8. Jahrhundert v. Chr. das Alphabet (das mit Alpha und Beta beginnt) von den Phöniziern übernommen und an die eigenen Bedürfnisse angepasst; die so veränderte Schrift gaben sie wenig später an die Römer weiter.

Die lateinischen Buchstaben sind also direkte Nachfahren der griechischen, was uns das Lernen deutlich erleichtert. Wir nehmen uns dafür etwa zwei Wochen Zeit.

Übrigens sind dir einige der Buchstaben schon in der Mathematik begegnet.

Helfen mir Lateinkenntnisse weiter?

Die griechische Sprache ähnelt in vielem der lateinischen. In beiden Sprachen sind es die Endungen, die einem Wort seine bestimmte Aufgabe im Satz zuweisen.

Auch die satzwertigen Konstruktionen wie AcI und Partizip finden sich hier wie dort. Lateinkenntnisse sind also nicht schädlich, wenn man Griechisch lernen will, sie werden aber nicht vorausgesetzt. Die Erklärungen fangen bei Null an.

Graecum

Informationen zum Graecum

latinum_graecum_1_.pdf (68 kB)

Griechisch-Lehrplan

Der Lehrplan für das Fach Griechisch findet sich auf den Seiten des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung.

Was auf den einzelnen Jahrgangsstufen an Unterrichtsinhalten vermittelt wird, können Sie hier einsehen:

Jahrgangsstufen 12 und 13:

grundlegendes Anforderungsniveau erhöhtes Anforderungsniveau
Aktivitäten

Brücken zwischen Griechenland und Deutschland – unser Austausch mit Ioannina Ende Februar 2025

Vom 21. Februar bis zum 02. März führten die Griechischschülerinnen und -schüler der 10ab zusammen mit Herrn Sonders und Frau Tsentikopoulou, der Leiterin unseres Wahlkurses Neugriechisch, (zum zweiten Mal) einen Austausch mit einer Schule in Ioannina/Epirus (Nordgriechenland) durch.

Die griechischen Schülerinnen und Schüler waren uns zum Flughafen Thessaloniki entgegengereist, wo wir den Tag unserer Ankunft mit einer Stadtrundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, die zwar erst nach Alexander dem Großen gegründet, aber zumindest nach einer Halbschwester von ihm benannt wurde.

Am nächsten Tag durchquerten wir in Begleitung unserer Partner, den Deutsch-Schülern des dritten allgemeinen Lyzeums von Ioannina, fast das ganze Land, um das erste Ziel unserer Reise, die wunderschöne Jonische Insel Kerkyra, auch Korfu genannt, zu erreichen. Halt machten wir einmal natürlich an den beeindruckenden Meteora-Klöstern, die – wie das griechische Wort ja sagt – „in die Luft erhoben“ auf gigantischen in den Himmel ragenden Felsen errichtet sind. Des Weiteren erwies es sich als eine gelungene Entscheidung, das Abendessen im Dorf Metsovo der vlachischen Minderheit einzunehmen, das nicht zuletzt wegen seiner lokalen Küche als touristischer Magnet bekannt ist.

Am späten Abend endlich nach zwei Stunden Fährfahrt auf Kerkyra angekommen, war es zu spät für einen Ausflug in die venezianisch geprägte Altstadt von Korfu. Diesen holten wir dann nach, nachdem wir am nächsten Morgen im archäologischen Museum der Stadt die beeindruckende Medusa eines archaischen Tempels, der in Anwesenheit und unter reger Teilnahme Kaiser Wilhelms II., der die Insel gerne besuchte, erst vor etwas mehr als 100 Jahren ausgegraben wurde. Das Schicksal wollte es, dass unser Besuch der wunderschönen Altstadt auf den Sonntag fiel, an dem in Griechenland traditionell Karneval für die Kinder gefeiert wird, so dass die Gassen voller Musik und Kindergeschrei war.

Am Abend führten uns unsere Gastgeber in die Tradition des griechischen Tanzes ein, den wir dann mit wachsender Begeisterung trotz schwindender Kräfte gleich drei Stunden am Stück praktizierten. Am nächsten Tag hieß es Abschied von der Insel nehmen. Doch bevor wir Ioannina, das Ziel unserer Reise, erreichten, hielten wir noch im antiken Orakelort Dodona an. Dort führten wir, in zwei Gruppen geteilt, die recht bekannte Szene aus einer Komödie des Aristophanes vor, wo sich zwei Bevölkerungsteile (Athens) einen verbalen Schlagabtausch liefern, ob der Krieg oder der Frieden den Bürgern mehr Vorteile bringt.

An den kommenden Abenden bereiteten sich die Schüler beider Nationen auf ein Improvisationstheaterstück vor, das das harte Schicksal eines geflüchteten Jungen auf die Bühne brachte. Leider konnte es am Ende wetterbedingt nicht – wie geplant – am Mahnmal der von der Wehrmacht getöteten Bevölkerung des in der Nähe von Ioannina gelegenen Dorf Lingiades aufgeführt werden. Der anhaltende Regen ließ es nur zu, die eine Strophe der bewegenden sog. „Mauthausen-Kantate“ zu singen, die die Gruppe in den Tagen zuvor in zwei Sprachen einstudiert hatten und die die Gräuel der nationalsozialistischen Verfolgungen im 2. Weltkrieg in Form eines Liebesliedes aufgreifen.

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Natur und der sie bewohnenden Menschen im nahegelegenen Pindos-Gebirge, das als Zagori-Kulturlandschaft Teil des UNESCO-Welterbes ist. Die zahlreichen aus Naturstein errichteten Brücken prägen die Landschaft. Die Vikos-Schlucht, die im Guiness-Buch der Rekorde als tiefste Schlucht der Welt eingetragen ist, beherrscht die Landschaft, wie wir es vom Kloster der Hagia Paraskevi, dem Zielpunkt unseres Ausfluges, eindrucksvoll beobachten konnten.

Am nächsten Tag durften wir auch endlich die Altstadt von Ioannina besichtigen, die seit mittelalterlichen Zeiten von einer Festung geprägt ist und zu Beginn des 19. Jh. Reisende aus ganz Europa anzog, als sich in ihren Mauern Ali Pascha eine Residenz einrichtete, von der aus er de facto ein Gebiet unabhängig von der Osmanischen „Hohen Pforte“ regierte, das in weiten Teilen dem heutigen Griechenland entspricht. Der innere Bereich der eigentlichen Festung ist durch die große Moschee, die Koranschule und die muslimischen Gräber auch heute noch ein Ort, wo die Jahrhunderte der osmanischen Fremdherrschaft in Griechenland gut fassbar werden.

Das Ende von Ali Pascha, der albanischer Herrkunft und muslimischen Glaubens war, dessen letzte Ehefrau aber eine Griechin war, die eine eigene orthodoxe Kapelle in der Festung besaß, wurde uns auf der kleinen Insel des Sees deutlich, für den Ioannina so bekannt ist. Nach einer zehnminütigen Bootsfahrt besichtigten wir zuerst das sehr beeindruckende Kloster des Heiligen Nikolaus der Philanthropinen, dessen Gründung auf Flüchtlinge zurückgeht, die nach dem 4. Kreuzzug (1204) Konstantinopel verlassen mussten und hier in Epirus durch ihre großzügigen Spenden eine kulturelle Blüte orthodoxer Kunst ermöglichten. Erst danach besichtigten wir das Haus, in dem sich Ali Pascha während der Belagerung durch osmanische Truppen versteckt hielt und nach seiner Entdeckung den Tod fand. Die ausgestellten Trachten erinnern daran, dass die griechische Bevölkerung hier lange Zeit in ihren alltäglichen Sitten orientalisch geprägt war.

Aufgrund des nationalen Streiks am Freitag, den 28.02., konnten wir nicht wie geplant zurückkehren. So hatten wir die „Gelegenheit“, unseren Besuch um zwei Tage zu verlängern. Am Freitag selbst besichtigten wir Preveza, das für sein südländischen Flair am Ambrakischen Golf bekannt ist. Es liegt in unmittelbarer Nähe des antiken Nikopolis, der von Kaiser Augustus gegründeten Stadt, die an seinen Sieg über Mark Anton und Kleopatra im Jahre 31 v.Chr. erinnern sollte. Im ersten Jahrhundert war hier der sehr bekannte stoische Philosoph Epiktet tätig. Am letzten Tag unserer Reise fuhren wir leider ohne unsere Gastgeber nach Thessaloniki zurück, machten aber auf dem Weg dorthin noch Zwischenstation in Vergina, wo die Archäologie erst vor einigen Jahrzehnten die Gräber der Makedonischen Könige – einige von ihnen nicht durch Grabräuber geplündert – entdeckt hat. Die dort ergrabenen Paläste und die den Toten ins Grab mitgegebenen (Alltags- wie Prunk-)Gegenstände beeindruckten uns sehr.

Die insgesamt 10 in Griechenland verbrachten Tage wurde großzügig vom Deutsch-Griechischen Jugendwerk (DGJW). Wir danken herzlich dafür!

Thomas Sonders

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„Salamis 480“: Besuch der Sonderausstellung in der Antikensammlung durch unsere Griechen der 9. Klassen (07. Februar 2022)

Zwar dachten unsere Griechen wohl, dass sie zum Angriff der Perser auf Griechenland durch die Lesestücke ihres Lehrbuches schon das Wichtigste wissen. Als sie dann aber am Montag, den 07. Februar 2022, die (von Besuchern freie) Antikensammlung betraten, wurden sie vom Stellvertretenden Sammlungsdirektor Dr. Gliwitzky in heiterem Ton eines Besseren belehrt.

Dr. Gliwitzky, der sich sichtbar darüber freute, dass die Wittelsbacher Griechen die wesentlichen Hintergründe der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Griechen und Persern zu Beginn des 5. Jh. v.Chr. bereits sicher aus dem Effeff vortrugen, wartete mit zahlreichen amüsanten wie beeindruckenden Details auf. Dass diese Details bereits aus dem 5. Jh. v.Chr. stammen und auf Herodot, den Vater der Geschichtsschreibung, zurückgehen, musste Dr. Gliwitzky unseren Griechen gegenüber nicht mehr eigens erwähnen.

So erzählte Dr. Gliwitzky, von Herodots Liebe zur geschichtlich-anekdotenhaften Erzählung animiert, dass das Flottenbauprogramm des Themistokles, des späteren Helden der für die Griechen siegreichen Schlacht von Salamis im Jahre 480 v.Chr., von den Athenern nur deshalb unter großen finanziellen Opfern für die Stadt geschultert wurde, weil er den Athenern glaubhaft machen konnte, dass das Ziel der Aufrüstung zur See die benachbarte und seit Generationen verfeindete Insel Aigina war. Denn dass die Perser zu dem Zeitpunkt bereits dabei waren, durch das Anlegen eines Schiffgrabens durch den Berg Athos in Nord-Griechenland die Voraussetzungen für ihren späteren massiven Angriff auf das griechische Mutterland zu schaffen, scheint die damaligen Griechen weitgehend unberührt gelassen zu haben.

Ganz besonders beeindruckend waren die Ausführungen zur Praxis des in Athen praktizierten sog. „Scherbengerichts“. Zwar bringt das neue Griechischbuch auch dazu interessante Ausführungen, doch konnten die Schüler durch die in der Ausstellung präsentierten originalen Ostraka („Scherben“) aus Athen nachvollziehen, dass durch das Einritzen von Politikernamen hochstehende Persönlichkeiten Athens für 10 Jahre die Stadt verlassen mussten, wenn die Bürger glaubten, dass sie in ihrer frühen Demokratie zu viel Macht beanspruchten. Hatte man kurz zuvor gehört, dass die Griechen nach dem Sieg über die Perser die Darstellungsweise der Amazonen, der aus dem Mythos bekannten mächtigen Kriegerinnen, geändert und sie von nun an mit typisch Persischen Hosen darstellten, so erkannten die Wittelsbacher Schüler auf der Rückseite einer dieser Ostrakismos-Scherben, die einen Politiker wegen seines zu engen Verhältnisses zu den Persern verbannte, dass hier in Form eines Graffiti ein Perser mit den typischen Hosen und feindlich-gespanntem Bogen eingeritzt war!

Höhepunkt der Ausstellung war ohne Zweifel das große Modell der Seeschlacht von Salamis, das sich im letzten Ausstellungsraum befand. Es zeigt den Moment, wenn die zahlenmäßig überlegene Persische Flotte in die Meerenge bei Salamis einfährt. Dank den Ausführungen von Dr. Gliwitzky sollte nun jedem der anwesenden Griechen klargeworden sein, dass die vereinigten griechischen Streitkräfte angesichts der übermächtig erscheinenden Persischen Flotte zunächst zur Flucht entschlossen waren. Als der Athener Themistokles aber durch Boten erfuhr, dass die Perser dabei waren, alle Fluchtmöglichkeiten mit ihren Schiffen zu verschließen, konnte er die übrigen Griechen davon überzeugen, die Seeschlacht zu wagen.

Wie im Unterricht gerade erst in einem Lesestück gemeinsam übersetzt, brachte Themistokles das Persische Oberkommando durch einen Trick dazu, die für die topographischen Verhältnisse zu große Flotte mit ihren recht schwerfälligen Schiffen in die Meerenge einfahren zu lassen. Den Griechen, die für diese Schlacht alles auf eine Karte gesetzt und sogar Athen verlassen hatten, gelang es, die Persische Flotte bei Salamis entscheidend zu dezimieren und den Persischen Großkönig zum Rückzug zu zwingen. Zwar musste noch im folgenden Jahr das Persische Landheer in Thessalien bei Platäa geschlagen werden, doch stellt dieser Sieg den Wendepunkt in der Geschichte dieses west-östlichen Ringens dar.

Wie bedeutend die Auswirkungen des griechischen Sieges für die weitere Geschichte Europas waren, lässt sich – so Dr. Gliwitzky – v.a. an der sozial-politischen Entwicklung Athens in den folgenden Jahrzehnten ablesen. Vom Erfolg auf den Ruderbänken bei Salamis angetrieben, wurde die bisher politisch weitgehend entmündigte Unterschicht Athens so selbstbewusst, dass sie im politischen System Athens Mitsprache einforderte und so die attische Demokratie in der Form entstehen ließ, wie wir sie heute kennen.